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13. Februar 2024

In Kooperation mit dem Bundesverband für NS-Verfolgte hatten wir die Ehre, Ricardo Lenzi Laubinger im Januar 2024 an unserem Gymnasium zu begrüßen.

Herr Laubinger, geboren in einer Wiesbadener Sinti-Familie, ist ein engagierter Mann, der sich für die Belange der deutschen Sinti und Roma einsetzt, deren Geschichte tief in die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und darüber hinaus reicht.

In einer bewegenden Präsentation verschaffte uns Herr Laubinger einen Einblick in die Zeiten des Nationalsozialismus und erzählte, wie die Sinti und Roma während dieser Ära behandelt wurden. Er berichtete von den schrecklichen Erlebnissen, denen seine Familie ausgesetzt war.

Die meisten seiner Verwandten wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Seine Mutter überlebte mehrere Lager, in denen sie 52 Monate lang misshandelt wurde. Die Spuren der Qualen begleiteten sie ein Leben lang.

Die Zeit des Nationalsozialismus war geprägt von Gesetzen wie der Zwangssterilisation oder der rassistischen "Rassenhygiene". Unschuldige wurden verhaftet, deportiert und ermordet, nur aufgrund von rassistischen Vorstellungen und Ideologien.

Doch auch nach dem Kriegsende blieben die Herausforderungen der Sinti und Roma bestehen. Die Anerkennung für die Leiden in Lagern blieb aus, die Kriegsschuld wurde vertuscht und die Ungerechtigkeit manifestierte sich auch im Bildungssystem. Vorurteile und Bedrohungen sind immer noch präsent, betonte Herr Laubinger.

Auch er erfuhr Bedrohungen ihm und seiner Familie gegenüber. Schon als kleines Kind konnte er seine Benachteiligung in der Schule verspüren. Er wurde von Freizeitaktivitäten und Ausflügen, die von der Schule organisiert wurden, ausgeschlossen. Zudem begegnete er Rassismus durch die Beschimpfungen seines Lehrers.

Ricardo Lenzi Laubinger ist jedoch kein Mann, der sich in die Opferrolle drängen lässt. Im Laufe seines Lebens setzte er sich aktiv für die Rechte der Sinti und Roma ein. Er gründete die Sinti-Union Hessen und organisierte kulturelle Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Festival, und kämpfte gegen Ungerechtigkeiten, wie dem rassistisch geprägten Campingplatz in Hessen, der keinen Platz für Sinti und Roma bietet.

Herr Laubinger betonte zum Schluss, dass jeder Mensch gleich ist, unabhängig von Kultur und Herkunft. Sein größter Wunsch ist es, dass Auschwitz sich nie wieder wiederholt. Er fordert das aktive Eintreten für Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Wir alle, als Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft, tragen die Verantwortung sicherzustellen, dass sich diese grauenhafte Vergangenheit nicht mehr wiederholt.

Deshalb rufen wir als Schule alle dazu auf, sich gegen rassistische Strömungen, wie sie sich in rechtsextremen Parteien und Teilen der AfD finden, zu positionieren und die demokratischen Werte zu verteidigen. Nur in einer Gesellschaft, die Vielfalt schützt, können wir eine Zukunft ohne Angst und Hass gestalten.

Text: Gabriela B. (Q2), Fotos: B. Menten

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