Schulentwicklung
Kernaufgabe der Schulentwicklung ist es, Veränderungsprozesse nach eingehender Analyse des Ausgangsproblems zu planen, zu begleiten, zu evaluieren, nachzusteuern und die geplanten Veränderungen in die Nachhaltigkeit zu überführen.
Die Schulentwicklung am EvT zeichnet sich durch zwei Merkmale besonders aus. Sie können durch Anklicken eine Beschreibung einblenden:
1. Datenbasierung
Ausgangspunkt für Schulentwicklungsprojekte sind in der Regel Daten, die im Kontext unserer Schule interpretiert werden müssen. Auch für die Steuerung und Evaluation der Entwicklungsprozesse wird auf Daten zurückgegriffen.
Dies können z.B. Ergebnisse von Lernstandserhebungen, der Bericht der Qualitätsanalyse, Ergebnisse von Diagnosetests oder Bestandsaufnahmen zu bestimmten Themen innerhalb der Schulgemeinschaft sind.
Während Datenbasierung von Qualitätsmanagementprozessen in Unternehmen seit Jahrzehnten üblich ist, ist dies für Schulen noch ein recht neues Entwicklungsfeld.
2. Wissenschaftsbasierung
Vor allem aus der pädagogischen Psychologie gibt es mittlerweile sehr gut abgesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zu der Frage, wie Menschen effektiv lernen, in welchen Kompetenzen sich wirksamere von unwirksameren Lehrkräften unterscheiden und was Unterricht wirksam macht, wie effektive Fortbildungen zu gestalten sind, wie Schulentwicklung effektiv und nachhaltig ablaufen kann usw.
So wie Patient*innen zu Recht erwarten, dass sie nach der Diagnose ihrer Erkrankung eine nachweislich wirksame Therapie erhalten, so sollten z.B. auch Schüler*innen, die noch nicht flüssig lesen können oder denen das detaillierte Verständnis für Grundrechenarten fehlt, eine nachweislich wirksame Förderung erhalten. Einerseits ist es ethisch geboten, den Schüler*innen wirksame Förderung nicht vorzuenthalten, und andererseits würden durch unwirksame Maßnahmen Ressourcen verschwendet und v.a. Lehrkräfte belastet und frustriert.
Das für die Schulentwicklung zentrale Gremium ist die Steuergruppe, die aus dem Schulleiter, dem Schulentwicklungskoordinator, fünf gewählten Lehrkräften sowie einem gewählten Elternteil und einer gewählten Schülerin oder einem gewählten Schüler besteht. Sie trifft sich mindestens viermal jährlich zu intensiv vorbereiteten Sitzungen. In der Regel wird die Steuergruppe durch die Schulleitung oder schulische Gremien beauftragt.
Diese Eckpunkte der Schulentwicklung sind verankert in der Geschäftsordnung der Steuergruppe.
Aktuell beschäftigen uns zwei große Themenblöcke, deren Beschreibung Sie ebenfalls durch Anklicken einblenden können:
1. Förderung von Basiskompetenzen und Metakognition (Nachdenken über das eigene Denken und Lernen)
Die Ergebnisse großer Schulleistungsuntersuchungen wie PISA oder IQB-Bildungstrend weisen seit Jahren darauf hin, dass es um flüssiges und verständiges Lesen sowie mathematische Grundbildung insgesamt nicht gut bestellt ist. Auch am EvT sehen wir in den Ergebnissen standardisierter Tests, dass ein gewisser Anteil von Schüler*innen zu uns wechselt, der nicht flüssig lesen kann und im Grundschulunterricht auch keine tragfähigen mathematischen Vorstellungen erworben hat. Bei vielen anderen Schüler*innen ist die Situation zwar nicht hochkritisch, aber auch sie profitieren von entsprechenden Fördermaßnahmen.
Seit dem Schuljahr 2024/25 gibt es daher im ersten Halbjahr ein regelmäßiges Lautlesetraining für Fünftklässler*innen. Dabei werden altersgerechte Texte mehrfach laut im Chor bzw. durch in Partnerarbeit mit direktem Feedback gelesen (Rosebrock & Nix, 2014). Wir möchten sicherstellen, dass alle Fünftklässler*innen am Ende des ersten Halbjahren flüssig lesen können. Anschließend werden wir ein älteres, noch nicht in die Nachhaltigkeit überführtes Projekt zur wirksamen Förderung von Lesestrategien wieder aufnehmen.
Weiterhin besteht der Konsens, dass die Schreibkompetenzen der Schüler*innen gerade in der Oberstufe im Mittel nicht ausreichen. Im Schuljahr 2024/25 findet daher ein Fortbildungstag zu Self-Regulated Strategy Development (SRSD) statt. Dabei handelt es sich um das nachweislich effektivste Verfahren, um die Qualität von geschriebenen Texten zu erhöhen (Philipp, 2021; Fries & Souvignier, 2020). Es setzt nicht nur an der Vermittlung von Schreibstrategien an, sondern der Schüler*innen wird vor allem vermittelt, wie sie ihren Schreibprozess selbst regulieren und sich dabei motivieren können.
Die hier erworbenen professionellen Kompetenzen werden dann in Zukunft dazu genutzt, die Vermittlung lernmethodischer Kompetenz im Fachunterricht zu professionalisieren – es ist nämlich ein zutiefst menschliches Problem, dass sich effektives Lernverhalten nicht einfach von selbst entwickelt. Die effektiven Techniken sind oft unbekannt, und stattdessen hängen Lernende nachweislich ineffektiven Lerntechniken nach (Dunlosky et al., 2013).
Zuletzt hat die Fachschaft Mathematik das erwiesenermaßen effektive Programm „Mathe sicher können“ in den Regelunterricht integriert. Die ersten Wochen nach der Einschulung werden mit einer intensiven und durchgehend verständnisorientierten Aufarbeitung von Grundschulinhalten verbracht, bei der die Kinder durchgehend dazu aufgefordert werden, ihr Verständnis zu verbalisieren und in verschiedenen Darstellungen zu arbeiten. Schüler*innen, die darüber hinaus noch Schwierigkeiten haben, können einmal wöchentlich additive Förderung erhalten.
2. Einführung eines Get Your Own Device-Konzepts (GYOD)
In naher Zukunft sollen Schüler*innen zum Ende der Mittelstufe ein eigenes iPad erwerben. Der formale Ablauf ist weitgehend geklärt, jedoch ist aus Sicht der Schulentwicklung entscheidend, dass eine lernwirksame Einbindung in den Unterricht verbindlich erfolgt. Hierfür ist die sog. Tiefenstruktur des Unterrichts maßgeblich (Eder, Scheiter & Lachner, 2023): Zunächst muss sichergestellt sein, dass digitale Werkzeuge nicht für Ablenkungen genutzt werden und der Einsatz insgesamt effizient erfolgt, um keine wertvolle Lernzeit zu verlieren (Klassenführung). Um den Lernerfolg zu befördern, müssen sie dann aber fachspezifisch dazu genutzt werden, die Schüler*innen zu intensiven Denkprozessen anzuregen (kognitive Aktivierung) und die Qualität der Lernprozessen durch Diagnostik, Feedback und Adaptivität zu verbessern (konstruktive Unterstützung).
Daneben koordiniert die Steuergruppe derzeit die dauerhaft eingerichtete Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Außendarstellung sowie den Prozess zur Erstellung und Implementation eines Schutzkonzepts.
Text und Grafik: Dr. Daniel Wieczorek (Schulentwicklungskoordinator)
Quellen:
Dunlosky J, Rawson KA, Marsh EJ, Nathan MJ, Willingham DT. Improving Students' Learning With Effective Learning Techniques: Promising Directions From Cognitive and Educational Psychology. Psychol Sci Public Interest. 2013 Jan;14(1):4-58. doi: 10.1177/1529100612453266. PMID: 26173288.
Eder, T., Scheiter, K. & Lachner, A. (2023). Einsatz digitaler Medien für einen wirksamen Unterricht. Reihe Wirksamer Unterricht: Bd. 9. Download PDF
Fries, S. & Souvignier, E. (2020). Training. In E. Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (S. 405-423). Springer.
Philipp, M.: Wirksame Schreibförderung. Metaanalytische Befunde im Überblick - In: Didaktik Deutsch: Halbjahresschrift für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur 17 (2012a) 33, S. 59-73 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-211915 - DOI: 10.25656/01:21191
Rosebrock, C. & Nix, D. (2014). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Schneider.